Mittelwellensender von MDR

Nach der Einstellung der Mittelwellenverbreitung von MDR Info gingen die hierfür bislang noch genutzten, ausschließlich in Sachsen stehenden Sender am 6. Mai 2013 außer Betrieb. Der Sender Reichenbach bei Görlitz wurde gegen 10.10 Uhr abgeschaltet, der Mittelwellensender in Wiederau bei Pegau nach 11 Uhr (genannt wird der Zeitpunkt 11.30 Uhr). Als letzte der Mittelwellenanlagen in Sachsen verstummte schließlich um 11.37 Uhr der Sender in Wilsdruff.

Der Ablauf an diesem Morgen sorgte unter Beobachtern für Erheiterung. Exakt um 6.00 Uhr schaltete die Hörfunkzentrale des Mitteldeutschen Rundfunks in Halle/Saale die Ansageschleife ab, die am 30. April 2013 zur gleichen Uhrzeit auf die Übertragungsleitungen zu den Mittelwellensendern gegeben wurde. Anscheinend gab es informelle Absprachen, nach denen die Sender bis zu diesem Zeitpunkt in Betrieb bleiben sollten.

Dieses Vorgehen löste jedoch beim Sender Reichenbach eine automatische, zum Abfangen von Leitungsstörungen gedachte Umschalteinrichtung aus, die auf Stille auf der Modulationsleitung ansprach und das Astra-Signal von MDR Info auf Sendung gab. Somit war das Programm für drei Stunden nochmals auf 1188 kHz zu hören.

  Sendeantenne Wilsdruff mit 153m Höhe

Während dieser Zeit strahlte der Sender Wilsdruff auf 1044 kHz nur seinen unmodulierten Träger ab. Der Sender Wiederau auf 783 kHz war zeitweise (genannt wird ein Zeitraum von ca. 7.00 bis unmittelbar nach 9.00 Uhr) bereits abgeschaltet. Zu vermuten ist hier eine bei diesem Sender eingerichtete, wiederum automatische Einrichtung, die ihn bei längeren Totalausfällen des Programms bzw. dessen Zuführung abschalten sollte, um eine ausufernde Abstrahlung des unmodulierten Trägers zu vermeiden.

Ab 9.00 Uhr schaltete, vermutlich auf entsprechende Hinweise hin, das MDR-Funkhaus in Halle schließlich nochmals die Ansageschleife auf. Diese war dann auf 783, 1044 und 1188 kHz zu hören, bis die Sender in der oben beschriebenen Reihenfolge von den Technikern der Media Broadcast manuell stillgelegt wurden.

Damit ist jetzt keine der Mittelwellenanlagen aus der Zeit des Rundfunks der DDR mehr in Betrieb. Der Sender 693 kHz in Zehlendorf bei Oranienburg, über den – seit dem 1. Januar 2013 allerdings nur noch in eingeschränktem Umfang – auch jetzt noch Programme der Stimme Rußlands in deutscher und russischer Sprache laufen, gehört nicht in diese Kategorie; er ging erst 2001 in Betrieb und löste seinerzeit die Sendeanlage in der Dammheide in Berlin-Uhlenhorst ab, die in den darauffolgenden Jahren vollständig abgerissen wurde.

Auch jetzt gehört Sachsen nicht zu den mittlerweile zahlreichen Regionen in Europa, in denen die Mittelwelle tagsüber leer ist. Nach wie vor in Erscheinung treten neben dem genannten, jedoch eher schwachen Signal auf 693 kHz auch der Deutschlandfunk auf 549 und 756 kHz, Deutschlandradio Kultur auf 990 kHz sowie der Tschechische Rundfunk auf 639 und 954 kHz. Hinzu kommen im Südwesten und weiter in Thüringen der Bayerische Rundfunk auf 729 und 801 kHz sowie das American Forces Network auf 1107 und 1143 kHz, im Nordwesten und weiter in Sachsen-Anhalt wiederum der Norddeutsche Rundfunk auf 828 und 972 kHz.

Bei Dunkelheit dominiert auf 1044 kHz jetzt die Cadena SER (Sociedad Española de Radiodifusión), der älteste Hörfunkveranstalter Spaniens. Der hier betriebene, auch für Regionalsendungen genutzte Sender steht in San Sebastián im Baskenland und hatte seit einigen Jahren bei Dunkelheit den Empfang des Senders Wilsdruff erheblich gestört. Angesichts der zu beobachtenden Signalstärke erscheint der in der Literatur für die Sendeleistung verzeichnete Wert von 10 kW als zweifelhaft.

Auf 783 kHz macht sich jetzt ein weiterer privatrechtlicher, wie die SER aber ebenfalls der European Broadcasting Union angehörender spanischer Hörfunkveranstalter bemerkbar, und zwar die Cadena de Ondas Populares Españolas (COPE). Sie sendet auf 783 kHz mit 50 kW aus Barcelona. In Mitteleuropa dominiert die COPE bereits auf 1296 kHz (València, ebenfalls 50 kW), seit hier im vergangenen Jahr die Ausstrahlungen aus Großbritannien eingestellt wurden.

In der Nacht zum 7. Mai 2013 konnte auf 783 kHz auch ein Großsender aus Syrien empfangen werden. Diese Anlage befindet sich im Raum Tartus; ihre Leistung wird mit 600 bzw. neuerdings 300 kW angegeben. Mit Stand vom 17. Mai war sie allerdings auch in Ägypten nicht mehr zu beobachten (in Erscheinung trat dort stattdessen ein auf nur 5 kW bezifferter Sender im Sudan) und damit offensichtlich abgeschaltet.

Für den Sender Tartus sind morgens ab 6.00 Uhr für Israel bestimmte Auslandssendungen in hebräischer und russischer Sprache verzeichnet. Sie wären die einzigen noch verbliebenen terrestrischen Übertragungen des Auslandsdienstes aus Damaskus, nachdem die Kurzwellensender schon seit Monaten nicht mehr eingeschaltet wurden.

Auf 1188 kHz wiederum kann jetzt schon vor Sonnenuntergang das ungarische Minderheitenprogramm MR4 empfangen werden. Es wird hier über zwei Sender mit 300 bzw. 100 kW Leistung täglich bis 20.00 Uhr ausgestrahlt.

Im weiteren Verlauf des Abends sind auf 1188 kHz dann keine Sender in Europa mehr in Betrieb. Dominiert wird die Frequenz bei Dunkelheit in der Regel von einem 300 kW starken, unter Verzerrungen seiner Modulation leidenden Sender in Teheran. Er überträgt das im Mittelwellenbereich nur auf dieser Frequenz verbreitete Radio Payam („Botschaft“), bei dem es sich vor allem in Nebenzeiten entgegen anderes suggerierenden Angaben nicht um ein reines Wortprogramm handelt.

 

Hier geht's zurück zur Seite "AM-Nostalgie"