Der Kurzwellensender München-Ismaning

Der Bayerische Rundfunk nahm im Funkhaus in München-Freimann am 1. März 1946 einen Kurzwellensender mit 800 Watt Leistung auf 6320 kHz in Betrieb, der im Februar 1948 nach Ismaning übersiedelte und dort auf 6160 kHz eingesetzt wurde. In Ismaning bestand schon eine Kurzwellensendanlage mit 4 Sendern (2 x 57/75 kW, 2 x 100 kW) und 14 Rhombusantennen, die zwischen 1941 und 1943 von der "Reichspost" im Auftrag des "Großdeutschen Rundfunks" errichtet und. 1945 von den USA übernommen wurde.

Am 23. Mai 1949 erfolgte die Betriebsaufnahme des auf 10 kW verstärkten Kurzwellensenders des Bayerischen Rundfunks. Die Antenne bestand aus drei Schleifendipolen zwischen drei Stahlgittermasten. Ab 3. April 1958 wurde auf 6085 kHz gesendet, einer Frequenz, der man bis zur endgültigen Betriebseinstellung 2010 treu blieb. Ein vom BR im Eigenbau hergestellter 10 kW-Sender ersetzte am 24. November 1960 den alten Sender. Als Antenne diente nun ein um 90° geknickter horizontaler Ganzwellendipol.

Im Juli 1976 wurde diese Antenne durch einen Dipol zwischen zwei neuen, je 35 m hohen Stahlgittermasten ersetzt. Als Ausgleich für den Verlust der günstigen Mittelwellen-Frequenz 1602 kHz wurde ab Februar 1979 einer der Sender der benachbarten "Voice of America" tagsüber mit auf 50 kW reduzierter Leistung benutzt. Nachts lief wie bisher der eigene 10-kW-Sender.

  Der Kurzwellensender für 6085 kHz

Am 1. August 1980 erfolgte die Inbetriebnahme einer neuen Kurzwellen-Rundstrahlantenne mit Anpassung des Abstrahlwinkels an die jeweils günstigsten Reflexionsbedingungen der lonosphäre. Die Antennenanlage bestand aus 2 übereinander liegenden Winkeldipolen (oberer Winkeldipol später wieder entfernt), die als Reusen ausgeführt sind und an 3 je 55 m hohen Gittermasten angebracht sind. Die Sendeleistung des vorläufig von der "Voice of America" angemieteten Senders konnte auf 100 kW erhöht werden (tagsüber 08.00 bis 17.30 Uhr). Im Herbst 1982 wurde schließlich ein eigener moderner KW-Sender in Betrieb genommen, der mit bis zu 500 kW betrieben werden konnte; er wurde aber mit nur 100 kW betrieben.

Das über Kurzwelle verbreitete Programm bestand lange Zeit aus einer Übernahme von Bayern 1, ab 1970 von Bayern 3 und ab 1992 B5-aktuell. Seit dem 1. Juli 1999 werden Programmteile von Bayern 1 und Bayern 2 in das Mantelprogramm von B5-aktuell eingefügt.

Infolge des Rückgangs der Hörerzahlen auf Kurzwelle und des allgemeinen Sparzwanges sollten die Ausstrahlungen auf Kurzwelle mit Ende 2002 eingestellt werden, wurden aber mit eingeschränkter Sendezeit (06.00 bis 24.00 Uhr) weiter geführt. Gleichzeitig wurde beim BR beschlossen, mittelfristig den Kurzwellensendebetrieb in DRM (= Digital Radio Mondiale) fortzusetzen. Nach neuerlichen Schließungsgerüchten Ende 2004 begannen am 16. Februar 2005 Versuchssendung in DRM. Nach anfänglichen technischen Problemen mit der Umstellung (Unterdrückung des Trägers) des alten Senders ging der BR am 2. Mai 2005 mit 10 kW Sendeleistung in den regulären DRM-Sendebetrieb über. Die Sendeleistung wurde wenig später auf 50 kW gesteigert. Über die digitale Kurzwelle wird das Programm "BR5 aktuell" in der Zeit zwischen 06.00 und 00.05 Uhr ausgestrahlt.

Am 1. Oktober 2010 wurden die Kurzwellenausstrahlungen des Bayerischen Rundfunks endgültig eingestellt. Wegen der weiteren Nutzung des Sendergebäudes als Rechenzentrum ist für den großen Kurzwellensender kein Platz mehr und eine Neuanschaffung eines kleineren neuen Senders würde sich nicht rechnen. Im Laufe des Jahres 2011 wurden daher Kurzwellensender und Antennen abgebaut.

  

Die Kurzwellenantennen vor ihrer Demontage 2011: links der Dipol zwischen 2 je 35 m hohen Masten (Baujahr 1976), rechts der Winkeldipol an 3 je 55 m hohen Masten (Baujahr 1980); der rot-weiße Mast (171,5 m) dient für die MW-Ausstrahlung auf 801 kHz.

Die Abschaltung des Kurzwellensenders bedeutet jedoch nicht, dass es den Sender nicht mehr gibt. Vom 9. Oktober 2007 an wurde über die 4 Mittelwellensender des Bayerischen Rundfunks (Ismaning 801 kHz, 100 kW; Dillberg 801 kHz, 17 kW; Würzburg 729 kHz, 1 kW; Hof 729 kHz, 0,2 kW) das Jugendradio "Bavarian Open Radio" ausgestrahlt. Seit dem 10. Januar 2011 wird über die Mittelwellensender des Bayerischen Rundfunks das Schlager- und Volksmusikprogramm "Bayern Plus" gesendet.

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